Stadt Aschaffenburg - Masterplan Aschaffenburger Schlossufer Erläuterungen
aufgestellt am 21.09.2018 von Stefan Fromm | LandschaftsarchitektenFreiraumplanerische Konzeption
Das Mainufer zwischen Willigisbrücke im Süden und Pompejanum im Norden liegt im Schnittpunkt zweier bedeutender und im Stadtbild ablesbarer linearer Grünstrukturen. In West-Ost-Richtung zieht sich der historische Grünzug vom Park Schönbusch über eine breite, mit neueren Sportanlagen belegte Grünzone über den Main zum Schlossgarten und weiter über den Park Schöntal und die Fasanerie bis zum Büchelberg. In Nord-Süd-Richtung laufen die Grün- und Freiflächen des konzipierten Mainuferparks zu beiden Seiten des Mains.
Aufgrund dieser Lage und v. a. aufgrund des unmittelbaren räumlichen Bezuges zum Aschaffenburger Wahrzeichen, dem Schloss Johannisburg, sowie der Altstadt handelt es sich beim Planungsgebiet um einen der bedeutendsten Freiräume der Stadt Aschaffenburg. Dieser Bedeutung wird die Uferzone im Planungsgebiet derzeit nicht gerecht. Neben gestalterischen und inhaltlichen Mängeln bestehen v. a. auch Defizite in der funktionalen und räumlichen Anbindung an das Schloss und die Altstadt sowie in der Erlebbarkeit des Flusses.
Eine ausreichende Durchlässigkeit ist zwar in Längsrichtung entlang des Mains, nicht aber in Querrichtung vorhanden. So ist derzeit der für die Stadt Aschaffenburg identitätsstiftende Main von großen Teilen des heutigen Mainufers gar nicht oder kaum sichtbar. Die wichtigsten Ziele des Masterplans sind daher die Erschließung und die Erlebbarmachung des Flusses sowie die Verflechtung des prominenten Mainufers mit dem Schloss und der Altstadt.
Eine zentrale Rolle bei der Verflechtung mit der Altstadt spielt dabei der Schlossplatz als stadträumliche Fuge zwischen Altstadt und Schloss. Die in dieser Fuge liegenden, vorhandenen städtebaulichen Bezüge zum Mainufer werden durch die Anlage einer axial angelegten, platzartigen Uferterrasse mit temporärer Gastronomiemöglichkeit unter- und oberhalb der wieder freigelegten historischen Kranichmauer betont. Der sehr dichte Gehölzbestand in diesem Bereich wird zu diesem Zweck beseitigt, so dass von der Mauer am Schlossplatz eine unmittelbare Blickbeziehung zum Floßhafen und über die in diesem Abschnitt ebenfalls ausgelichtete Insel zum Main und in die historische Grünachse besteht. Die neue Verbindungsachse wird somit zum zentralen Verknüpfungspunkt zwischen Stadt und Fluss und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität am Mainufer und steigert damit auch seine touristische Bedeutung innerhalb der Stadt. Zusätzlich gestärkt wird diese Verknüpfung durch den Vorschlag eines öffentlichen Aufzugs südlich des Treppenaufgangs, der eine barrierefreie Verbindung zwischen oberer und unterer Ebene darstellt.
Ergänzt wird diese zentrale Achse durch zwei weitere Platzbereiche am südlichen und nördlichen Ende dieses bedeutenden Abschnitts. Im Süden wird die bereits geplante Anlage des Regenüberlaufbeckens (RÜB) Willigisbrücke mit ihrer Aussichtsterrasse unter einer Pergola, dem erweiterten Kinderspielplatz und der öffentlichen Toilettenanlage in das Konzept integriert. Im Norden erhält das Theoderichstor durch die Neugestaltung der Bootsanlegestelle (Slipanlage) und die Errichtung eines Anlegesteges für Wasserwanderer eine neue Wertigkeit. Die geringfügige Erweiterung des vorhandenen Biergartens, verbunden mit einer gestalterischen Aufwertung der gesamten Anlage, stärkt zusätzlich die Attraktivität dieses Bereiches direkt am Wasser.
Mit der fußläufigen Anbindung des Schlossgartens am vorhandenen Tordurchgang nördlich des Theoderichstors und an der halbrunden Aussichtsplattform unterhalb des Pompejanums wird das Mainufer zusätzlich in die vorhandenen Freiraum- und Grünstrukturen eingebunden.
Insgesamt wird das Mainufer vorwiegend durch locker verteilte Solitärbäume und -sträucher geprägt. Der vorhandene Baumbestand kann dabei weitgehend erhalten werden. Zusammenhängende dichte Gehölzstrukturen werden zugunsten einer größeren räumlichen Transparenz und verbesserter Blickbeziehungen von der Stadtkante auf das Mainufer und von diesem auf das Wasser und in die Landschaft aufgelöst bzw. aufgelockert.
Gestaltung des Mainufers
Das aufgrund seiner flussbegleitenden Ausrichtung vorwiegend in Längsrichtung strukturierte Mainufer wird zwischen Willigisbrücke und Theoderichstor zu einem gestalteten Uferpark entwickelt, der durch die o. a. Verknüpfungsbereiche zur Stadt gegliedert und rhythmisiert wird. Der in diesem Bereich zentral angeordnete Parkplatz wird zugunsten einer durchgehenden Grünanlage ausgelagert und die Stellplätze an den Parkrand verlagert.
Zentrales Element und gestalterischer Schwerpunkt ist die wieder freigelegte historische Kranichmauer, die das Mainufer lange Zeit prägte und ihm seine Identität als "Hafen" gab.
Oberhalb der Kranichmauer entsteht mit dem Kranichplatz eine großzügige Platzsituation als Aussichtsterrasse auf den Main. Dieser Ort bietet multifunktionale Nutzungs-möglichkeiten. So könnten hier kleinere Festivitäten, Konzerte, Aufführungen u.a. stattfinden. Im Sommer könnte eine temporäre Gastronomie mit Freisitzplätzen den Ort zusätzlich beleben und einen neuen Anziehungspunkt am Mainufer darstellen.
Unterhalb der Kranichmauer entsteht – analog zu den bereits geplanten Anlagen im Zuge der Mainuferpromenade – eine großzügige Sitzstufenanlage am Wasser. Ein neuer Treppenaufgang verbindet die beiden Plätze ober- und unterhalb der Kranichmauer miteinander. Sollte diese Aufgaben aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich sein, wäre alternativ auch eine vorgestellte, von der historischen Mauern völlig unabhängige Stahltreppe denkbar.
Die Bedeutung dieser zentralen Achsenanlage wird durch die Anlage mehrere Blütenfelder, die an dieser Stelle auch sehr gut von oben wahrgenommen werden können, gestärkt.
Nördlich des Kranichplatzes führt die Mainpromenade direkt zur geplanten Anlegestelle für Ausflugsschiffe, die durch eine kleine Platzsituation gekennzeichnet ist.
Südlich des Kranichplatzes wird der vorhandene Höhenunterschied für die Anlage einer Sitzstufenanlage genutzt, die Aufenthaltsmöglichkeiten im Grünen mit Blick auf das Wasser bietet. Die Sitzstufen laufen nach Süden in einer teilweise heute bereits vorhandenen Böschung aus, die den Höhenunterschied zwischen oberer und unterer Ebene überwindet. In diesem Bereich wird auch einen barrierefreien Weg zur Überwindung des Höhenunterschiedes angeboten.
Auf der oberen Ebene wird der vorhandene Spielplatz gestalterisch
aufgewertet und in das Konzept integriert.
Die untere Ebene bietet viel Platz für Spiel- und Liegewiesen direkt am Mainufer. Vorhandene und teilweise neu geplante Bäume strukturieren den großzügigen Freiraum und bieten Schatten. Nördlich des Kranichplatzes bieten die neu angelegten Rasenflächen Platz für eine große Bühne mit bis über 800 Zuschauerplätzen.
Zwischen Kranichplatz und Willigisbrücke wird das Mainufer durch insgesamt vier Wege in Längsrichtung erschlossen. Die Hauptverbindung am Wasser stellt die großzügige, bereits geplante neue 5 m breite Mainpromenade dar, die wie seither direkt oberhalb des vorhandenen Uferdeckwerks geführt wird. Auf Halbhöhenlage liegt ein weiterer, mit 2,50 m etwas schmalerer Weg, der die obere Ebene des Kranichplatzes nach Norden mit dem Theoderichstor und nach Süden mit dem Platz am geplanten RÜB und der Stadtauffahrt zur Altstadt verbindet.
Die dritte Längserschließung stellt die historische Suicardusstraße dar, die wieder zu einem asphaltierten „Fahrweg“ mit Aufpflasterungen zurückgebaut werden und ihren Straßencharakter verlieren soll. Entlang der Suicardusstraße werden die PKW-Stellplätze in einer für das neugestaltete Mainufer angemessenen und verträglichen Menge als Senkrechtparker angeordnet. Auf diese Weise ergeben sich ca. 100 Stellplätze, die eine Anzahl von 14 längeren Lieferantenstellplätzen beinhalten. Durch die Schrankenanlage am Beginn der Suicardusstraße wird eine Bewirtschaftung der Stellplätze ermöglicht.
Der vierte Weg schließlich ist der bereits vorhandene, vor wenigen Jahren sanierte Obere Hofweg, der von der Suicardusstraße an der Stadtmauer hinauf führt zum Schlossplatz und zum Kornhäuschen. Durch gezielte Auslichtung des zu dichten Gehölzbestandes werden wieder Ausblicke über den Main in die weite Landschaft ermöglicht.